23 1/2 Jahre Bürgermeister in der Gemeinde Wachtendonk

Als ich am 2. April 1992 das Amt des ehrenamtlichen Bürgermeisters der Gemeinde Wachtendonk als Nachfolger von Peter Siemes antrat, war ich seinerzeit mit 41 Jahren der jüngste Bürgermeister im Kreis Kleve. Damals hatte der Bürgermeister ausschließlich repräsentative Aufgaben. 

 

Da ich diese Tätigkeit jedoch neben meinem Beruf als Kriminalbeamter in Krefeld ausgeübt habe, war das schon eine starke Belastung, weshalb ich die Abschaffung der sogenannten Doppelspitze (Gemeindedirektor und Bürgermeister) sehr begrüßt habe.  Mit der Pensionierung des damaligen Rathauschefs Hans Fuchs endete dann am 1. September 1997 auch in Wachtendonk die Doppelspitze und ich wurde der erste hauptamtliche Bürgermeister der Gemeinde.   

 

Warum Bürgermeister?

Kommunalpolitik war mein Hobby. Seit 1969 bin ich Mitglied der CDU und habe mich neben meinem Beruf als Kriminalbeamter kommunalpolitisch betätigt. Ich hatte Funktionen in der Jungen Union in Tönisvorst und Wachtendonk, war Pressesprecher der Wachtendonker CDU und von 1988 bis 1992 ihr Vorsitzender. In den Rat der Gemeinde kam ich erstmals 1988. Als dann 1997 die Möglichkeit bestand, Hobby und Beruf mit der Wahl zum hauptamtlichen Bürgermeister zu verbinden, habe ich das sehr gerne gemacht.

 

Aufgaben eines Bürgermeisters

- Vorsitz im Gemeinderat

- Vorsitz im Haupt- und Finanzausschuss

- Festlegen der Tagesordnung von Rats- und Hauptausschusssitzungen,                  

  Einberufung und Leitung der Sitzungen

- Vorbereitung der Beschlüsse

- Widerspruchsrecht und in bestimmten Fällen Widerspruchspflicht gegen                 

  Beschlüsse des Gemeinderates

- Unterrichtung des Rates über wichtige Angelegenheiten

- Organisatorische, fachliche und dienstrechtliche Leitung der Verwaltung

- Aufstellung des Gemeindehaushalts

- Vertreter der Gemeinde in Vertreterversammlung von Gesellschaften der                 

  Gemeinde bzw. Gesellschaften an denen die Gemeinde beteiligt ist

- Repräsentation der Gemeinde

 

Was mir wichtig war

- Eine gute Entwicklung der Gemeinde  

Neue kinder- und familienfreundliche Wohnbaugebiete, Kindergartenplätze, Sicherung des Schulstandortes für Grund- und weiter führende Schulen, Wirtschafts- und Tourismusförderung, Gewerbegebiete, Arbeitsplätze, Senioren-residenz und eine gute Finanzsituation der Gemeinde, nicht zuletzt auch das Zusammenwachsen der beiden Ortschaften.

- Die Menschen

Ich war stets zur Stelle, um bei der Lösung von Problemen zu helfen. Zuhören war sehr wichtig. Besonders wenn es galt Kindern, Jugendlichen und jungen Familien zu helfen, sie zu unterstützen, fühlte ich mich gefordert. Gespräche mit den Menschen bedeuteten mir sehr viel. Bei den zahlreichen Besuchen aus Anlass von Ehe- oder Altenjubiläen oder aber auch aus Anlass der Geburt eines Kindes habe ich viel erfahren - auch über die Probleme der Menschen in unserer Gesellschaft.

- Eine bürgerfreundliche Verwaltung

Verwaltung muss nach Recht und Gesetz handeln und - was wichtig ist - alle gleich behandeln. Trotzdem müssen auch unbürokratische Lösungen möglich sein. Hiernach habe ich immer gesucht. Die Menschen müssen das Gefühl haben: "Die wollen mir helfen." Die Verwaltungsmitarbeiter/innen müssen sich als Dienstleister verstehen. Dieses Verständnis habe ich stets versucht zu fördern.

- Eine möglichst harmonische Arbeit im Gemeinderat und den Ausschüssen

Mit einer sehr offensiven und ehrlichen Informationspolitik habe ich mich um Vertrauen der Verwaltung gegenüber aber auch zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen bemüht.

- Einiges im Detail:

     - Ausbau der (Rad-)Wanderwege

     - Erhalt des Naturfreibades

     - Kinder- und Jugendparlament

     - Gestaltung von speziellen Radwanderrouten

       (Bürgermeisterradweg, Wasserblicke und viel Natur mit Niersfähre)

     - Bürgermeisterradtour

     - Die Niersfähre

     - Die Schuldenfreiheit der Gemeinde

     - Das Gewerbegebiet Müldersfeld

     - Besuche aus Anlass der Geburt eines Kindes

     - Monatliche Bürgersprechstunde und Bürgerstammtisch

     - Regelmäßige Besprechungen mit den Fraktionsvorsitzenden

     - Gesellschaft für Kommunallogistik mbH (KomLog)

     - Runder Tisch Prävention (Kinder, Jugendliche)

     - Runder Tisch Asyl

     - Neujahrsempfänge

     - Offenes Bürgerbüro am letzten Samstag im Monat

     - Martinsfeuer mit Bettlerszene auf dem Friedensplatz

     - Kinder- und Familienfonds mit jährlicher Weihnachtsgeschenkeaktion 

       für Kinder und Jugendliche aus bedürftigen Familien

     - Werbegemeinschaft "Wir für Wachtendonk und Wankum e.V."

     - Neue menschenwürdige Unterkünfte für Asylbewerber

     - Papierlose Arbeit im Gemeinderat und seinen Gremien

     - Jubiläumsjahr 2004 (650 Jahre Stadt Wachtendonk, 725 Jahre Wankum)

       mit Theaterstück "Die Bürgermeisterentführung"

     - Gasgesellschaft Kerken-Wachtendonk

 

"Und was machst du danach?",

wurde ich oft gefragt. Zunächst habe ich in einer Übergangszeit noch für die Gesellschaft für Kommunallogistik und für die Werbegemeinschaft gearbeitet. Seit Mitte 2018 kann ich mich nun ganz meinen vielen privaten Interessen widmen, die in den vergangenen Jahrzehnten zu kurz gekommen sind. Hier nur einige Stichworte: (Wohnmobil-)Reisen, Fahrradtouren, Fotografieren und digitale Diashows, Digitalisierung meiner umfangreichen Foto- und Filmsammlung, Haus und Garten, Familienforschung, Schachspielen, Treffen mit Freunden, elektrische Eisenbahn, vielleicht mal wieder ein Buch lesen, Action-Filme ansehen, Musik hören und ganz wichtig - meine vier Enkel Linus, Luisa, Lilli und Levi.